Indexiert ist nicht gleich sichtbar: Was Ranking eigentlich bedeutet

Wir sind doch bei Google – warum ruft uns trotzdem niemand an? Diese Frage höre ich seit über zwanzig Jahren immer wieder – mal in modern ausgestatteten Besprechungsräumen mit Blick auf Flipcharts voller Pläne, mal spät abends am Telefon, wenn die Unsicherheit zwischen den Zeilen mitschwingt. Es ist fast schon ein Evergreen der SEO-Beratung.

Sichtbarkeit

Hinter dieser scheinbar einfachen Frage steckt eines der größten Missverständnisse im Online-Marketing: Die Annahme, dass Sichtbarkeit bei Google automatisch mit Erfolg gleichzusetzen ist. Dabei ist Indexierung nur der Anfang – und noch lange keine Garantie, dass potenzielle Kunden wirklich auf Ihrer Seite landen oder gar anrufen.

Was bedeutet eigentlich „indexiert“?

Versuchen wir es mit einem Bild: Google ist wie eine gigantische Bibliothek, die nie schließt. Tag und Nacht durchstreifen Roboter („Crawler“) das Netz, sammeln Informationen über Milliarden von Webseiten und legen sie in einem riesigen Katalog ab – dem sogenannten Index.

Das bedeutet:

  • Wenn Ihre Seite indexiert ist, wurde sie lediglich ins Verzeichnis aufgenommen. Mehr nicht.
  • Ob und wie oft sie wirklich sichtbar ist, entscheidet sich ganz woanders – nämlich beim Ranking.
IndexiertSichtbar/Gefunden werden
Aufnahme ins VerzeichnisBei den Top-Ergebnissen erscheinen
Wie ein Buch, das im System registriert istWie ein Buch, das auf dem Ausstellungstisch liegt oder prominent im Regal steht

Stellen Sie sich vor, Ihr neues Buch steht irgendwo im hintersten Regal – niemand weiß davon. Genau so geht es vielen Websites: Sie sind technisch gelistet, werden aber nie gefunden.

Warum ist Ranking viel wichtiger als Indexierung?

Das Ranking entscheidet, wo Ihre Website tatsächlich auftaucht, wenn jemand eine Suchanfrage stellt. Seite 1, Platz 3 – oder irgendwo auf Seite 7, wo sich kaum ein Nutzer noch verirrt? Es gibt ein Sprichwort: „Der beste Ort, um eine Leiche zu verstecken, ist Seite 2 von Google.“ Und das ist gar nicht so weit hergeholt.

Fakten zum Klickverhalten:

  • Platz 1: etwa 25–30 % aller Klicks
  • Platz 2: immer noch ca. 15 %
  • Platz 10: vielleicht noch 2 %
  • Ab Seite 2: Die Sichtbarkeit tendiert gegen null

Viele Unternehmer unterschätzen, wie hart das „Rennen um die vorderen Plätze“ wirklich ist. Sie geben sich zufrieden, wenn ihre Seite „irgendwo“ erscheint. Aber online gilt: Nur die besten Plätze bringen Besucher – und nur Besucher bringen Anfragen.

Eine indexierte, aber schlecht gerankte Seite ist wie ein Laden am Ende einer verlassenen Landstraße. Es gibt ihn, aber kaum jemand wird ihn je betreten.

Checkliste: Wo stehen Sie aktuell?

Bevor Sie Zeit und Geld investieren, lohnt sich ein ehrlicher Selbst-Check. Fünf zentrale Fragen helfen dabei, den Status quo schnell zu erfassen:

Fragen:

  1. Ist Ihre Seite überhaupt indexiert? (Site-Abfrage: site:ihredomain.de)
  2. Taucht Ihre Seite bei Ihren wichtigsten Suchbegriffen auf?
  3. Auf welcher Position erscheinen Sie bei diesen Begriffen?
  4. Kommen wirklich relevante Besucher über Google auf Ihre Website?
  5. Haben Ihre wichtigsten Seiten strukturierte, gut aufgebaute Inhalte und optimierte Titles/Descriptions?

Auswertung:
Je mehr „Nein“ Sie hier ehrlich ankreuzen, desto dringender wird es, nicht nur auf die Indexierung, sondern gezielt auf Ihr Ranking und Ihre Sichtbarkeit zu achten.

Sichtbarkeit erreichen: Die wichtigsten Schritte (und warum es ohne Plan nicht geht)

Allein die Existenz einer Seite reicht längst nicht mehr. Wer online wirklich sichtbar werden will, braucht Struktur, Strategie – und einen langen Atem.

1. Die richtigen Begriffe kennen und verstehen

Wichtige Fragen:

  • Wonach suchen potenzielle Kunden wirklich, wenn sie Ihr Angebot benötigen?
  • Passen die Begriffe zu Ihrem Angebot – oder zu Ihrer Wunschvorstellung?
  • Wie hart umkämpft sind die Top-Plätze für diese Begriffe?

Praxisbeispiel:
Ein Kunde wollte für das generische Wort „Hemden“ gefunden werden. Nach Analyse zeigte sich: Die Konkurrenz ist riesig und die Zielgruppe extrem breit. Nutzer, die „Hemden“ googeln, suchen meist nach günstigen Standard-Produkten. Der Kunde aber verkaufte Maßhemden im oberen Preissegment. Gemeinsam fanden wir Begriffe wie „maßgeschneiderte Hemden für Herren“ oder „Hemden nach Maß online bestellen“. Ergebnis: Deutlich mehr passende Besucher, mehr Anfragen – und weniger Streuverluste.

Mein Tipp:
Erstellen Sie eine realistische Keyword-Strategie. Nicht alles, was Sie sich wünschen, ist auch erreichbar – und oft führen gezieltere Begriffe zu besseren Ergebnissen.

Checkliste für die Keyword-Strategie:

  • Passt das Suchvolumen zum Angebot?
  • Gibt es Konkurrenz? Wie stark ist diese?
  • Wie spezifisch sind die Begriffe?
  • Haben Sie für jede Leistung eigene, passende Suchbegriffe?

2. Inhalte, die Suchanfragen wirklich beantworten (und nicht nur füllen)

Google belohnt Seiten, die Nutzerfragen exzellent beantworten – und nicht bloß Textwüsten bieten. Qualität schlägt Quantität.

Selbsttest für Ihre Inhalte:

  • Wird das Kernanliegen der Suchanfrage wirklich gelöst?
  • Gibt es weiterführende Infos, Links oder echte Hilfestellungen?
  • Ist die Seite aktuell? Enthält sie persönliche Erfahrungen, anschauliche Beispiele oder Expertenwissen?

Beispiel:
Wer „beste Wanderschuhe Damen“ sucht, erwartet Tests, Vergleiche, authentische Erfahrungsberichte, vielleicht sogar ein Ranking. Ein einfaches Produktbild mit Preis überzeugt hier niemanden – und schon gar keine

Indexiert heißt nicht sichtbar. Der Text erklärt, warum Rankings entscheidend sind, wie man echte Sichtbarkeit erreicht und welche SEO-Fehler man unbedingt vermeiden sollte. Eine Website zu indexieren reicht nicht. Wer wirklich sichtbar sein will, braucht relevante Inhalte, technisches SEO und eine durchdachte Keyword-Strategie.

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SEO-Case